Nein, ich habe nicht mit mir selber ein Interview geführt. Auch, wenn im Arbeitsalltag von Plannern das Spiel der diversen Rollen vielleicht nicht ganz ungewöhnlich ist. Hier handelt es sich um ein Interview, das ich der Webplattform "Brandfellas" vor einigen Wochen gegeben habe. Und das - wie ich finde - ganz gut beschreibt, was die Arbeit von Plannern ausmacht. Jedenfalls aus meiner Sicht. Viel Spaß beim Lesen & Kommentieren.
Für alle von uns, die es nicht genau wissen: Was macht ein Planner, wozu gibt es Planning?
Planner arbeiten heute in sehr unterschiedlichen Bereichen der Marken- und Kommunikations-Branche. Sie sind nicht nur in klassischen Werbeagenturen tätig – sondern in Design-Agenturen, im PR-Bereich, in Digital-Agenturen sowie in Markenberatungs-Unternehmen. Generell sind Planner die, die strategisch planen, wie Markenstrategien aussehen und wie Kommunikationskampagnen am besten den (prospektiven) Kunden erreichen. Dabei ist ihre Arbeit vor allem der gedankliche Hintergrund – der Weg, wie Kommunikation relevant sein kann, um konkret definierte Ziele zu erfüllen.
Planning hilft, Konsumenten und ihre Bedürfnisse, ihre Sichtweise auf Marken und Produktkategorien besser zu verstehen. Früher wurde der Planner häufig als „Anwalt des Konsumenten“ bezeichnet – heute ist das Arbeitsfeld aber in der Tat sehr viel breiter. Planner kennen die aktuellen Markt- und Gesellschaftstrends, wissen oft sehr viel über das entsprechende Produkt, die Marke und die Kategorie. Sie sorgen dafür, dass Ideen nicht im luftleeren Raum hängen, sondern dazu beitragen, Ziele zu erfüllen. Gute Planner zeichnen sich durch eine klare, strukturierte und analytische Sichtweise in Kombination mit einer guten Intuition und viel Verständnis für Kreativität und kreative Prozesse aus.
Wo liegt der Unterschied zur Marktforschung?
Planner müssen mit Marktforschung arbeiten können und die Tools der Marktforschung verstehen und einsetzen können. Planner sind hier und da auch als Marktforscher tätig – vor allem als qualitative Forscher – denn Planner sind meist mehr am „warum“ und nicht am „wie viel“ interessiert. Ihre Kernkompetenz liegt aber eher in der Interpretation und Nutzung von Forschung, nicht notwendigerweise in der Planung und Durchführung oft ja auch aufwändiger Studien. Marktforschung ist eher zurückschauend, vor allem wenn es um quantitative Datenerhebungen geht. Planner hingegen versuchen gern, Visionen zu entwickeln. Marktforschung kann dabei ein Hilfsmittel sein.
Stimmt folgende Aussage: „Je besser die Arbeit des Planners, desto besser kann der Output der Kreativen werden.“
Nur wenn der Planner gute Arbeit macht, kann der Kreative darauf aufbauen. Generell lässt sich aber feststellen: Planner arbeiten im besten Fall ja nicht im stillen Kämmerlein, sondern im Team mit Kreativen und ergänzen und befruchten sich in ihrer Arbeit. Im Übrigen kann auch ein Kreativer ein genialer Planner sei, denn Planning ist ja vor allem eine Arbeits- und Denkweise.
Auf die Frage, was ein Planner macht, hat mir ein Creative Director - der allerdings selbst mal Planner war - mit einem Augenzwinkern geantwortet: „Zu selten das, was er soll.“ Wie ist das Verhältnis zwischen Kreativen und Plannern und wie sollte es sein?
Wie oben schon erwähnt – in einer idealen (Agentur-)Welt arbeiten Planner und Kreative gemeinsam und stehen auch in regelmäßigem Kontakt miteinander. Dann geht es eher darum, dass sie im Team entscheiden, wer was macht beziehungsweise machen soll. Die inspirierende Botschaft in einem Creative Brief muss ja nicht zwingend vom Planner kommen. Aber das Planning sollte mit seinem Input und seiner Arbeit dafür sorgen, dass ein guter, sinnvoller, relevanter und inspirierender Creative Brief entsteht und die Basis für gute Kreation bildet. Bei all dem Genannten bezieht sich die Planner-Arbeit aber wieder sehr konkret auf die Tätigkeit im Kontext einer Kommunikations-Agentur.
Das Verhältnis zwischen Plannern und Kreativen sollte so sein, dass am Ende ein gutes Ergebnis steht, zu dem alle Teammitglieder optimal beitragen konnten.
Wie ist ein ideales Briefing formuliert?
Kurz, verständlich, überraschend und inspirierend.
Inwiefern kann der Planner durch das Briefing Einfluss auf die Lösung nehmen? Darf er das überhaupt, ist das sinnvoll?
Planner sind selten die Rockstars der Agentur, sondern arbeiten generell eher im Hintergrund. Sie suchen nach den Nuggets, die für Inspiration sorgen. Generell sind sie häufig auch die, die Präsentationen (mit) erarbeiten und formulieren. Damit beeinflussen sie sehr wesentlich die intellektuelle Arbeit der Agentur. Je nachdem, wie stark der Planner Teil des Kreativ-Teams ist, wird er auch die Lösung mit beeinflussen.
Kann ein Planner auch Lösungen vorschlagen?
Warum nicht? Das kommt in der Tat auf das Team-Klima und die Rolle des Planners im Agenturgefüge an.
Ist Planning in jeder Agentur selbstverständlich?
In den meisten großen Agenturen ist Planning ein selbstverständlicher Bestandteil der Agentur. Dabei variiert jedoch die Art, wie Planning in die Agentur integriert ist – als eigenständige Agentur-Einheit, sogar unabhängige Schwesterfirma oder als Bestandteil einzelner Teams. Es gibt jedoch generell weniger Planner als es Kreative und Berater gibt.
Was ändert sich in einer Agentur, wenn Planning dazu kommt? Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden?
Planner neigen dazu, unglaublich viel zu fragen. Planner wollen meist alles ganz genau wissen. Sie sind beständig sammelnde Trüffelschweine. All ihre Infos und ihr Wissen wollen natürlich gehört und berücksichtigt werden. Wenn Planning dazu kommt, dann sollte das etwas sein, was von allen Seiten in der Agentur als wertvoll geschätzt wird. Die Arbeitsprozesse in einer Agentur sollten daher darauf abgestimmt sein, die Führung der Agentur sollte ein Planning-Fan sein, damit die Disziplin nicht nur strukturell integriert wird, sondern auch einen echten Beitrag leisten kann und nicht nur zum Präsentationsghostwriter wird.
Es gibt allerdings auch Stimmen, die behaupten, Planning würde am besten außerhalb der Agentur stattfinden. Warum?
Als Leistung außerhalb der Agentur ist klar, das Planning einen monetären Wert hat. Sobald Planning Bestandteil der Agenturleistung ist, scheint es oft schwer zu sein, diese Leistung separat zu verkaufen – weil sie eben von vielen Kunden als selbstverständliche Agenturdienstleistung gern genommen, aber nur ungern dafür bezahlt wird.
Darüber hinaus spricht dafür, Planning außerhalb der Agentur zu etablieren, um deutlich zu machen, dass Planning deutlich mehr kann, als nur inspirierende Kampagnen-Sprungbretter für Kreative zu entwickeln. Stichwort kreative Unternehmensberater.
„Wenn der Konsument über neue Medien eher Dialog-Partner als Rezipient wird, ist es gut zu wissen, wie und worüber man mit ihm sprechen sollte, um anzukommen.“ (von der Webseite der account planning group – Verband der Marken- und Kommunikationsstrategen e.V.). Ist der ideale Planner Teil seiner Zielgruppe - versus beispielsweise eine Fokusgruppe zu befragen? Sprich für Nike Sportler, für Jacobs Kaffee-Trinker und für Beck‘s Clubgänger?
Ein Planner sollte vor allem in der Lage sein, zuzuhören und zu verstehen. Manchmal macht es da Sinn, dass er oder sie Teil der Zielgruppe ist und so ein schnelles, intuitives Verständnis für das Thema mitbringt. Manchmal ist genau das Gegenteil sehr hilfreich, denn als Außenstehender kann man ganz andere Fragen stellen, sich im Prinzip komplett dumm stellen. Das kann helfen, um einen frischen Blick auf Dinge zu werfen, die sonst von allen als hinlänglich bekannt gar nicht genau betrachtet und hinterfragt werden.
Spielen soziale Medien zum besseren Verstehen der Zielgruppen eine Rolle?
Im Prinzip ein schon länger vorhandener Wunsch – auch bei Plannern. Alle Versuche in diese Richtung, Menschen über Social Media besser zu verstehen, stecken aber bisher noch in den Kinderschuhen. Das Monitoring der Konversationen in diesen Medien ist zwar technisch teilweise möglich, erfordert aber doch noch sehr viel menschlichen Aufwand. Da sind direkte, persönliche Interviews oder Gruppen nach wie vor manchmal einfacher, wenn auch die Identifikation von Marken-Fans über diese Medien zunehmend einfacher werden kann (mehr zum Thema Brand Conversation Tracking siehe Nina Riekes Blog, Link siehe unten).
Als Planner muss man sich in seine Zielgruppe einfühlen können, sitzt aber auch oft zwischen den Stühlen (Spannungsverhältnis Konsument – Kreative). Welche persönlichen Eigenschaften braucht man als Planner idealerweise?
Neugier, Forscherdrang, ein dickes Fell, Empathie und Diplomatie, Durchhaltevermögen, Hartnäckigkeit. Ein guter Planner sollte in der Lage sein, möglichst flexibel mit unterschiedlichen Menschen zu kommunizieren und auf sie einzugehen und gleichzeitig kreativ und hartnäckig genug, eine gute Idee zu erkennen und beschützen zu können. Es ist sehr günstig, wenn man keine egomanische Rampensau, ein unstrukturierter, diffuser Vielredner oder ein verkannter Möchtegern-Kreativer ist. In den meisten Fällen gehen die Lorbeeren nicht an die Planner. Trotzdem erwarten alle vom Planning, dass es die direkte Straße zur Lösung weist und für gute Ideen überzeugend argumentiert. Dabei ist es unwesentlich, ob es sich um die Entwicklung einer Markenpositionierung, Produkt-Innovationskonzepte oder in der Tat um Creative Briefs für Kommunikations-Kampagnen handelt.